Wir Menschen haben viele verschiedene Vorstellungen darüber, wie man Gott anbeten soll, sei es, dass man am Sonntag zum Gottesdienst geht, ihm Loblieder singt, betet oder sich sogar vor ihm niederwirft. Haben wir jemals Gott gefragt und in der Heiligen Schrift danach geforscht, wie er angebetet werden möchte?
Jesus sagte: „Aber es kommt eine Stunde und ist schon jetzt, da die wahren Anbeter den Vater im Geist und in der Wirklichkeit anbeten werden; denn der Vater sucht solche, die ihn so anbeten. Gott ist Geist, und die ihn anbeten, müssen im Geist und in der Wirklichkeit anbeten“ (Joh. 4:23-24).
„Aber es kommt eine Stunde und ist schon jetzt“, weist auf das Kommen des Zeitalters des neuen Bundes durch Jesus Christus hin. Zur Zeit des alten Bundes waren zwei Dinge für die Anbetung Gottes erforderlich: Erstens, der von Gott erwählte Ort – der Tempel in Jerusalem –, und zweitens, das Volk musste Opfergaben bringen, wie in 3.Mose 1-7 vorgeschrieben.
Was den Ort der Anbetung betrifft: Im neuen Bund ist der wahre Tempel kein irdisches Gebäude. Es ist die Gemeinde des lebendigen Gottes, welche Zion ist, in der die Gläubigen als lebendige Steine zu einem geistlichen Haus zusammen aufgebaut werden. Es ist ein heiliger Tempel, eine Wohnung Gottes im Geist mit Jesus Christus selbst als dem lebendigen Stein und auch dem Eckstein (1.Petr. 2:4-5; Eph. 2:20-22; 1.Tim. 3:15). Außerdem sagte Paulus, dass Christus das alleinige Fundament der Gemeinde ist (1.Kor. 3:10-11). In Hebräer 12:22-23 heißt es: „Vielmehr seid ihr zu dem Berg Zion gekommen und der Stadt des lebendigen Gottes, dem himmlischen Jerusalem, … zur Festversammlung, und zur Gemeinde der Erstgeborenen.“ Daran erkennen wir, dass der Ort der Anbetung, von dem der Herr Jesus in Johannes 4 spricht, sein lebendiges, geistliches Haus ist, das von ihm selbst und nicht von Menschen gebaut wird (Mt. 16:18; Hebr. 8:2; 9:11; Apg. 7:48).
Was die Opfer betrifft: Im Zeitalter des neuen Bundes sind die Opfer keine Tieropfer mehr. Die Tieropfer im alten Bund sind nur Schatten und Bilder, die auf Jesus Christus hinweisen. Deshalb sagte Johannes der Täufer, als er den Herrn Jesus sah: „Siehe, das Lamm Gottes, das die Sünde der Welt hinwegnimmt!“ (Joh. 1:29). Damit bezeugt Johannes, dass Jesus Christus die Wirklichkeit des Sündopfers ist. Er ist das wahre Lamm Gottes. Er ersetzt alle in 3.Mose 1-7 aufgeführten Tieropfer, wie die Verse in Hebräer 10:6-10 bestätigen. Jesus Christus ist die Wirklichkeit und Substanz aller in der Heiligen Schrift beschriebenen Opfer.
Wenn wir uns die geistliche Bedeutung des Anbetungsortes und der Opfer bewusst machen, müssen wir noch einen weiteren Punkt sehen: die Priesterschaft. Der Tempel und die Opfergaben bedürfen einer heiligen Priesterschaft. Ein Tempel ohne Priesterschaft ist wie ein Restaurant ohne Köche. Die Bibel zeigt, dass Gott von Anfang an ein Königreich von Priestern haben wollte (2.Mo. 19:6). Petrus bestätigt in seinem ersten Brief, dass die Gemeinde eine heilige Priesterschaft ist, um geistliche Opfer darzubringen, die Gott angenehm sind durch Jesus Christus (1.Petr. 2:5, 9; Offb. 1:5-6; 5:9-10). Wenn die Gläubigen im Haus Gottes zusammenkommen, sollte jeder ein Priester sein und lernen, Christus als geistliches Opfer darzubringen, um den Vater zufriedenzustellen.
Aber wie erfahre und gewinne ich Christus als die geistliche Wirklichkeit der verschiedenen Opfer? Genau mit dieser Frage wollen wir uns in diesem Heft beschäftigen. In 5.Mose 16:16 befahl Gott seinem Volk, ihn in Jerusalem beim Fest anzubeten; sie durften aber nicht mit leeren Händen erscheinen, sondern sollten ihm die verschiedensten Opfer darbringen. Gott sagte ihnen, dass die Opfer seine Speise sind (4.Mo. 28:2). Das bedeutet heute für uns: Wenn alle Gläubigen am Tag des Herrn diesen Priesterdienst ausüben, indem sie die Wirklichkeit des erfahrenen Christus dem Vater als Opfer darbringen, so wird das Gott, den Vater, zufriedenstellen. Durch die Erfahrung von Christus als den geistlichen Opfern wachsen die Heiligen in ihrem geistlichen Leben, kommen zur Reife und werden umgewandelt. In der Anbetung, die Gott, der Vater, heute noch sucht, kommt auch seine Weisheit zum Ausdruck: Seine Gläubigen gewinnen Christus in ihrem täglichen Leben, leben ihn aus und bereiten sich so für sein zweites Kommen vor.