Wir wollen der Heiligkeit nachjagen. In Hebräer 12:14 heißt es: „Jagt dem Frieden nach mit jedermann und der Heiligkeit, ohne die niemand den Herrn sehen wird“. Das an dieser Stelle verwendete griechische Wort für „nachjagen“ (διώκω – dioko) bedeutet auch: verfolgen, vorwärtsstreben, wie ein Jäger die Beute jagen. Wenn wir nicht mit Ihm zusammenarbeiten, werden wir es nicht schaffen.
Das Vorbild des Herrn Jesus
Um Heiligkeit zu lernen, brauchen wir ein Vorbild: Den Herrn Jesus Christus selbst. Es genügt nicht, die Bibelverse über Heiligkeit zu lesen und zu verstehen. Es ist wichtig, den Herrn selbst zu kennen und zu betrachten. So sollen auch die älteren Heiligen im Gemeindeleben Vorbilder sein: nur Anweisungen zu geben nützt wenig. Auch in der Familie müssen die Eltern den Kindern ein Vorbild sein. Kinder lernen durch das, was sie an ihren Eltern sehen, mehr als durch das, was sie von ihnen hören. Lasst uns lernen, der Heiligkeit nachzujagen, indem wir den Herrn anschauen und Seinem Vorbild nachfolgen.
Wenn wir nach Heiligkeit streben, werden wir es bis zum Ziel schaffen. Wir sind noch nicht am Ziel angelangt. Wer ist bereits vollkommen? Niemand. Die Probleme im Gemeindeleben helfen uns jedoch, vieles zu lernen und voneinander zu lernen. Paulus sagte: „Und wir wissen, dass Gott alle Dinge zum Guten zusammenwirken lässt denen, die Gott lieben, die nach dem Vorsatz berufen sind“ (Röm. 8:28). Wir können durch alles, was uns widerfährt, etwas lernen. Möge der Herr uns alle sowohl in guten als auch in weniger guten Situationen ermutigen, der Heiligkeit nachzujagen.
Die Apostel glaubten, dass der Herr zu ihren Lebzeiten zurückkehren würde. Das ist die richtige Haltung. So sagt auch Hebräer 10:37: „Denn noch eine ganz kleine Weile, so wird der kommen, der kommen soll, und wird nicht lange ausbleiben“. Warum sprach Paulus über eine kleine Weile, und warum sprechen wir jetzt über die Zeit Seiner Rückkehr? Wir leben am Ende dieses Zeitalters und sehen, wie sich am Ende dieses Zeitalters alle Prophezeiungen erfüllen. Jetzt erwarten wir nur noch die Erfüllung einer letzten Prophetie. Daher müssen wir jederzeit bereit sein. Jeder Tag bietet uns eine gute Gelegenheit, der Heiligung nachzujagen. Für das eigene geistliche Leben gibt es keine Hochschule, sondern nur das tägliche Leben: unser Familien- und Arbeitsleben ist unser Übungsfeld. Gott bereitet jede Situation vor, um uns zu trainieren. Nicht nur im Gemeindeleben, sondern auch in unserem täglichen Leben, selbst wenn wir alleine sind. Jede Gelegenheit ist gut, um die Zeit auszukaufen.
Gott ist heilig in Seinem ganzen Wesen. In allem was Er tut, kann man seine Heiligkeit erkennen. Alles, was Gott tut, ist rein, frei vom Bösen, unvermischt, unverdorben und gerecht. Dieser wunderbare Gott ist vollkommen. Die folgenden drei Aspekte beschreiben unseren wunderbaren Gott: ER ist heilig in Seinem Wesen, gerecht in Seinem Handeln und herrlich in Seinem Ausdruck. Das sollte auch unser Ausdruck sein. Die Briefe von Paulus bringen das Wesen Christi zum Ausdruck: Wo immer er hinging, übte er sich, ein gutes Gewissen vor Gott und den Menschen zu haben. Er übte sich in der Heiligkeit.
Das Vorbild des Paulus
In 1.Thessalonicher 2:4 lesen wir: „… sondern wie wir von Gott bewährt erfunden worden sind, mit dem Evangelium betraut zu werden, so reden wir, nicht um Menschen zu gefallen, sondern Gott, der unsre Herzen prüft.“ Paulus wollte ein Diener Gottes sein. Wir dagegen predigen, um einen Punkt herauszubringen, oder eine Botschaft zu geben. Dabei haben wir kein Empfinden für Gottes Anliegen und was Er durch uns sagen will. Wir versuchen mit unserem Reden Menschen zu gefallen und benutzen beeindruckende Illustrationen. Doch Paulus, Petrus und Johannes haben das Wort Gottes nüchtern verkündet.
1.Thessalonicher 2:5: „Denn weder mit Schmeichelworten sind wir je umgegangen, wie ihr wisst, noch mit einem Vorwand für Habsucht – Gott ist Zeuge -.“ Paulus benutzte keine Schmeichelworte. Seine Absicht war es nicht, Menschen zu gefallen, sondern treu das zu sagen, was Gott sprechen wollte. Er redete auch nicht aus einem „Vorwand für Habsucht“, um irgendeine Art von Gewinn zu erzielen wie zum Beispiel die Zustimmung von Menschen, eine Position oder Anerkennung. Vers 6: „… noch haben wir Ehre von Menschen gesucht, weder von euch noch von andern.“ Der Herr stellte häufig das Verhalten der Pharisäer und Schriftgelehrten bloß, die Ruhm und Ehre von Menschen suchten.
Vers 7: „… auch wenn wir als Christi Apostel hätten Autorität beanspruchen können; aber wir sind in eurer Mitte mild gewesen, wie eine stillende Mutter ihre eigenen Kinder pflegt.“ Paulus kümmerte sich nicht wie ein Lehrmeister um die Thessalonicher. Es ging ihm nicht darum, sie mit Informationen zu versorgen oder ihnen etwas zu erklären. Jakobus sagt: „Werdet nicht viele Lehrer“ (3:1). Durch unsere Mitteilungen sollten wir die Heiligen nähren und pflegen und nicht versuchen, ihnen Bibelwissen zu vermitteln. Paulus Anliegen war es, die Heiligen zu ernähren. In seinem ersten Brief an die Heiligen in Korinth schreibt er: „Milch habe ich euch zu trinken gegeben und nicht feste Speise; denn ihr konntet es damals noch nicht vertragen. Auch jetzt könnt ihr es noch nicht“ (3:2). Er kümmerte sich um das Wachstum, die Speise und die Stärkung der Heiligen. Paulus ging es nicht darum, den Menschen nur Erkenntnis zu vermitteln. Er wollte sie so nähren, wie eine stillende Mutter ihr Kind. Was für ein wunderbarer Diener!
Das ist der priesterliche Dienst. Paulus bereitete nicht nur Speise für Gott, sondern auch für die Heiligen zu. Der Herr sagte: „Wer ist denn der treue und kluge Sklave, den der Herr über Seinen Haushalt gesetzt hat, ihnen zur rechten Zeit die Speise zu geben?“ (Mt. 24:45). In unserer Vorstellung ist ein treuer Diener jemand, der eine gute Botschaft vorbereitet. Wir sollten lernen, in unserem Herzen zu beten: Herr, welche Speise möchtest du deinem Haushalt darreichen, um sie zu ernähren? Der Dienst im Haus Gottes besteht nicht nur im Lehren. Selbst wenn der Herr das Volk lehrte, erkannten sie, dass er sie nicht wie die Pharisäer und Schriftgelehrten lehrte. Aus seinem Mund kam etwas heraus, das sie innerlich füllte. Er gab ihnen echte Speise. „Die Worte, die ich zu euch geredet habe, sind Geist und sind Leben“ (Joh. 6:63b).
1.Thessalonicher 2:8: „So, in Liebe zu euch hingezogen, hatten wir Wohlgefallen daran, euch nicht allein das Evangelium Gottes, sondern auch unsre eigene Seele mitzuteilen, weil ihr uns lieb geworden wart.“ Das ist erstaunlich. Von wem hat Paulus das gelernt? Das konnte er nur vom Herrn selbst gelernt haben. Der Herr ist nicht nur gekommen, um uns die Wahrheit zu verkünden, sondern um uns Sein eigenes Leben auszuteilen. Paulus lebte Christus, hatte Christus angezogen und sagte von sich: „Ich lebe, aber nicht mehr ich, sondern Christus lebt in mir“ (Gal. 2:20a). So diente der Priester Paulus.
Vers 9: „Denn ihr erinnert euch, Brüder, an unsre Mühe und Anstrengung: Nacht und Tag arbeiteten wir, um niemand unter euch beschwerlich zu sein, und verkündigten so unter euch das Evangelium Gottes.“ Wir brauchen mehr solche Diener. Vers 10: „Ihr seid Zeugen und Gott, wie heilig und gerecht und unsträflich wir uns bei euch, die ihr glaubt, verhalten haben.“ Das entspricht genau dem Zeugnis unseres Herrn Jesus Christus. Pontius Pilatus sagte von Ihm: „Ich finde gar keine Schuld an diesem Menschen“ (Lk. 23:4b).
Vers 11: „… wie ihr ja wisst, dass wir einen jeden von euch, wie ein Vater seine Kinder, ermahnt und getröstet und euch bezeugt haben.“ Paulus lehrte sie nicht nur, sondern ermahnte und tröstete und ermutigte jeden von ihnen. Er war für sie beides: eine stillende Mutter und ein Vater, der sie ermahnte, um sie voranzubringen. Hier sehen wir die Frucht eines heiligen Wandels. Er diente so, wie der Herr selbst diente. Lasst uns alle lernen, in jedem Bereich des Gemeindelebens auf diese Weise zu dienen. Paulus wurde zu einem wunderbaren Vorbild für die heidnischen Gemeinden. Er sagte: „Werdet meine Nachahmer, gleichwie ich Christi“ (1.Kor. 11:1). Paulus war ein Nachahmer Christi, er wollte so werden wie Er. Das sollte auch unser Verlangen in unserem Dienst sein: So heilig zu sein, wie Er heilig ist. Der beste Weg dorthin ist, Ihn anzuschauen. Bete zum Herrn: „Herr, erscheine mir. Ich möchte dich sehen. Erleuchte die inneren Augen meines Herzens; erleuchte meinen Verstand.“ Wenn wir das lebendige Wort lesen, sollte es unser Wunsch sein, Ihn zu betrachten und nicht nur etwas zu verstehen. Wenn ich versuche, das Wort zu interpretieren, kann ich falsch liegen; wenn ich aber Ihn schaue, spreche ich die Wahrheit.
Vers 12 zeigt das ziel des Paulus für die Heiligen ist: „… dass ihr Gottes würdig wandeln sollt, der euch beruft in Sein Reich und in Seine Herrlichkeit.“ Die Gläubigen sollten die Heiligkeit in den reifen Brüdern und Schwestern sehen können und nicht nur die Lehre über Heiligkeit hören. Vers 14: „Denn ihr, Brüder, seid Nachahmer der Gemeinden Gottes geworden, die in Judäa in Christus Jesus sind; denn ihr habt von euren eigenen Landsleuten dasselbe erlitten wie auch sie von den Juden.“ Paulus schrieb nicht an die Gemeinden in Judäa, sondern an die Gemeinden „die in Judäa in Christus Jesus sind“. Er war sich dessen so bewusst, in Christus Jesus zu sein. Wenn wir nur „eine Gemeinde“ sind, dann kann es jede Art von Gemeinde sein. Wir sollten aber eine „Gemeinde in Christus Jesus“ sein.
Vers 17: „Wir aber, Brüder, verwaist von euch für eine kurze Zeit nach dem Angesicht, nicht nach dem Herzen, waren umso eifriger bestrebt, euer Angesicht zu sehen, mit großem Verlangen.“ Das ist sehr wichtig. Paulus war in Korinth nicht vor Ort, um sich mit ihren Problemen zu befassen, aber dem Geist nach war er anwesend (vgl. 1.Kor. 5:3), wie bei den Thessalonichern – sein Herz war dort.
Vers 18: „Darum wollten wir zu euch kommen, wirklich – ich, Paulus –, einmal und noch einmal, und Satan hat uns gehindert.“ Es gab nur einen Grund, weshalb Paulus nicht hinging: Satan hinderte ihn daran. Wir jedoch haben viele Ausreden, um nicht hinzugehen. Paulus hatte nur einen Grund, nicht zu gehen: Der Feind hinderte ihn daran. Wir verstehen oft nicht, was sich im geistlichen Bereich abspielt und erkennen nicht den geistlichen Kampf.
Verse 19-20: „Denn wer ist unsere Hoffnung oder Freude oder unser Ruhmeskranz? Seid nicht auch ihr es vor unserm Herrn Jesus bei Seiner Ankunft? Denn ihr seid unsre Herrlichkeit und Freude.“ Damit es beim Kommen unseres Herrn Jesus Christus viel Freude und eine Belohnung gibt, soll unser Dienst nicht nur darin bestehen, etwas für Gott zu tun, sondern wir dienen durch Christus, im Heiligen Geist, indem wir Christus anziehen und Christus leben. Paulus sagte: „… sondern, dass mit allem Freimut, wie immer, so auch jetzt, Christus groß gemacht wird an meinem Leib, es sei durch Leben oder durch Tod; denn zu leben ist für mich Christus“ (Phil. 1:20-21). Seine Priorität war es, Christus groß zu machen. Wichtiger als viel Erkenntnis zu vermitteln ist es, Christus groß zu machen und dass man die Schönheit der Heiligkeit an uns sehen kann. Das ist viel besser als nur ein klares Wort: Wir wollen diesen wunderbaren Christus zum Ausdruck bringen, das ist der eigentliche Dienst. Deshalb muss die Priesterschaft solche Kleider anziehen, damit die Menschen die Schönheit und Herrlichkeit der Heiligkeit erkennen und nicht nur eine richtige Auslegung des Wortes Gottes hören.
Als Johannes und die anderen Jünger den Herrn Jesus sahen, sagten sie: „… wir sahen Seine Herrlichkeit, eine Herrlichkeit als des Einziggeborenen vom Vater, voller Gnade und Wahrheit“ (Joh. 1:14b). Niemand hat Gott jemals gesehen außer dem Einziggeborenen des Vaters. Durch Ihn kam die Herrlichkeit des Vaters zum Ausdruck. Jesus sagte: „Wer mich sieht, der sieht den, der mich gesandt hat“ (Joh. 12:45). „Ich und der Vater sind eins“ (Joh. 10:30). Jesus sprach nur das, was Er vom Vater gehört hatte. (vgl. Joh. 12:50). Und wenn Er etwas tat, konnte Er sagen, dass es der Vater in Ihm war, der es getan hat. Die Apostel Paulus, Petrus und Johannes haben das ebenso getan. Paulus arbeitete mehr als alle, aber er sagte: „… nicht aber ich, sondern Gottes Gnade zusammen mit mir“ (1.Kor. 15:10). Für ihn ist die Gnade eine lebendige Person. Wir tun die Dinge oft gewohnheitsmäßig, aber wir haben noch nicht den Glauben zu sagen: Herr, du musst der Sprechende in mir sein. (vgl. 2.Kor. 13:3).
Der Apostel Paulus sprach durch Christus. Darum war sein Sprechen in denen, die ihn hörten, mächtig und bewirkte eine Veränderung durch die Kraft des Heiligen Geistes. Er kam zu den Korinthern „in Schwachheit und in Furcht und mit großem Zittern; und meine Rede und meine Predigt geschah nicht mit überredenden Worten der Weisheit, sondern mit Erweisung des Geistes und der Kraft, damit euer Glaube nicht auf Menschenweisheit beruhe, sondern auf Gottes Kraft“ (1. Kor. 2:3-5). So zu dienen wie Paulus, ist nur möglich, wenn Christus in uns dient und wir dann durch Christus. Es ist eine Ehre für Gott auf diese Weise zu dienen. Das ist der Dienst eines heiligen Priesters, der bekleidet ist mit den heiligen Kleidern und die Last der Heiligen trägt.