Der Herr hat nicht nur Jesaja, sondern auch uns heute berufen. Der Herr hat Jesaja schon vorbereitet und ihm dann den Auftrag erteilt. Aber bevor er gesandt wurde, hat er den HERRN geschaut und erkannt, dass er ein Mensch unreiner Lippen war. Daraufhin berührte einer der Seraphim Jesajas Mund mit einer glühenden Kohle (vgl. Jesaja 6:6). Erst danach konnte Jesaja die Frage des Herrn: „Wen soll ich senden, und wer wird für uns gehen?“ (6:8a) mit Freimut beantworten: „Hier bin ich, sende mich!“ (6:8b). Wisst ihr, unsere Lippen sind sehr, sehr wichtig. Es ist eine große Verantwortung, für den Herrn zu sprechen. Doch der Herr muss zuvor unsere Lippen gründlich reinigen.
Die Lippen reinigen
Der Herr Jesus war ein sehr besonderer Diener. Er war vom Heiligen Geist gezeugt. In ihm war keine Sünde – er war vollkommen rein. Wir aber sind nicht rein, denn wir sind gefallene Menschen. Wie viele Worte haben wir aus unserer eigenen Vorstellung heraus geredet? Wie viel Schaden haben wir durch unser Reden schon verursacht? Und hat nicht Jakobus gesagt: „Wer kann die Zunge eines Menschen zähmen?“ Sehr oft hat der Herr zu mir gesagt: „Sag das nicht“, aber meine Zunge und meine Lippen waren nicht unter meiner Kontrolle. Dadurch rutschen viele Worte heraus, die ich eigentlich nicht sagen sollte. Kein Wunder, hat Gott Jesaja als erstes gezeigt: Du bist ein Mensch unreiner Lippen. Durch eine glühende Kohle vom Altar wurden seine Lippen gereinigt. Wie oft beten wir zum Herrn: „Herr, reinige bitte meine Lippen?“
Ein Mund wie ein scharfes Schwert
Wir denken hier an Hebräerbrief Kapitel 4, Vers 12: „Denn das Wort Gottes ist lebendig und wirksam und schärfer als jedes zweischneidige Schwert und dringt durch bis zur Scheidung von Seele und Geist, von Gelenken und Mark, und vermag die Gedanken und Absichten des Herzens zu beurteilen.“
Wenn du oder ich reden, ist unser Wort oft sehr unwirksam. Wir können zwar viele Worte machen, aber nichts davon dringt durch. Offensichtlich haben wir ein stumpfes Schwert. Es wirkt nicht, wir können es tausendmal versuchen, es dringt nicht in das Herz hinein. Aber das Wort des Herrn ist ganz anders: Es ist lebendig und wirksam, es ist scharf und dringt durch!
Wenn Jesus zu den Menschen redete, wurde alles offenbar, was in ihren Gedanken und Herzen verborgen war. Wir denken, dass die Schriftgelehrten und Pharisäer doch die besten Menschen waren, oder nicht? Ganz besonders der Hohepriester. Aber als der Herr kam, wurde durch sein Wort das Verborgene der Herzen offenbar gemacht. Das ganze religiöse Judentum wurde bloßgestellt. Äußerlich war doch alles wunderbar. Doch kaum jemand konnte hinter die religiöse Fassade blicken. Aber der Vorläufer des Herrn, Johannes der Täufer, nahm kein Blatt vor den Mund. In Matthäus Kapitel 3, Vers 7 wird uns davon berichtet:
Wie bitte? Die Pharisäer sind Schlangenbrut? Das hatte damals noch niemand gesagt. Sie sind doch hochgeachtet, sie sind Theologen, sie sind unsere Lehrer und unsere Hirten. Doch das Wort Gottes ist nicht nur lebendig, sondern auch scharf und durchdringend, und es offenbart, was in unseren Herzen ist.
Nicht reden, um Menschen zu gefallen
Wir reden hier nicht, um die Menschen gut zu unterhalten, damit sie anschließend sagen können: Oh ja, jetzt haben wir es verstanden, es war eine wunderbare Botschaft. Es ist belanglos, ob die Mitteilung wunderbar ist oder nicht. Wenn das gesprochene Wort keine Reaktion in den Menschen hervorbringt, ist sie nichts nütze. Viele Speisen schmecken gut, aber sie sind ungesund für uns. Auf der anderen Seite gibt es gesunde Speisen, die uns nicht so gut schmecken, aber heilsam für uns sind. Die Frage ist: Was wollen wir haben? Die Wahrheit ist nicht jedermanns Sache. Das Wort des Herrn ist nicht nur lebendig, sondern auch scharf.
Es geht nicht darum, Menschen zu kritisieren oder geistlich zu erschlagen, sondern um sie zu heilen. Was nützt uns ein schönes Wort und eine gute Auslegung, wenn es uns nicht gesund macht? Der Arzt untersucht dich und sagt danach: „Ich verschreibe dir ein paar Bonbons. Geh nach Hause und iss sie.“ Aber das heilt euch leider nicht. Als der Herr damals auf dieser Erde war, wollten viele Menschen seine Worte nicht annehmen – besonders die Ältesten, die Schriftgelehrten und die Pharisäer. Doch das Auftreten des Herrn und der Apostel war trotzdem überaus wirksam. Und als Petrus am Pfingsttag zu der Volksmenge redete, ist sein Wort in ihr Herz eingedrungen und hat durch den Heiligen Geist eine Wendung in ihnen ausgelöst.
Oft ist unser Reden nicht kühn genug, weil wir Furcht haben, Menschen zu beleidigen. Hat nicht der Herr gesagt: „Niemand kann zu mir kommen, es sei denn, dass ihn der Vater zieht“? (Johannes 6:44a). Leider ist es so, dass viele die Wahrheit nicht hören wollen. Der Herr sagte in Johannes Kapitel 6, Verse 55-57: „Denn mein Fleisch ist die wahre Speise, und mein Blut ist der wahre Trank. Wer mein Fleisch isst und mein Blut trinkt, der bleibt in mir und ich in ihm. Wie mich der lebendige Vater gesandt hat und ich um des Vaters willen lebe, so wird auch, wer mich isst, um meinetwillen leben.“
Wie kann jemand sagen, dass sein Fleisch die wahre Speise ist? Ich hätte dem Herrn einen guten Rat gegeben: „Herr, sage das doch nicht so, sondern erkläre es den Menschen in einer vernünftigen Weise, damit sie es auch verstehen können.“ Der Herr nahm es in Kauf, dass sich auf dieses Wort hin viele seiner Jünger von ihm distanzierten. Hier sehen wir die Erfüllung von Jesaja Kapitel 49, Vers 2a: „Er hat meinen Mund gemacht wie ein scharfes Schwert.“