Wie kann Gott seine Liebe zu uns beweisen? Sein Volk fragte: „Worin hast Du uns geliebt?“ Gott gab in seiner Weisheit eine sehr wunderbare Antwort: „Ist nicht Esau Jakobs Bruder?“ (Mal. 1:3). Er bezog sich auf die Geschichte des Volkes Israel. Manchmal müssen wir in unsere eigene Vergangenheit zurückblicken, um zu erkennen, dass er uns wirklich liebt. Wenn ich zurückblicke, muss ich bekennen, dass er mich liebt: Egal wie ich war, er hat mich nie losgelassen und nie aufgegeben, selbst nach so vielen Jahren nicht. Darum wendet Gott unseren Blick zurück auf die Geschichte der Nation Israel. Er begann seinen Vorsatz mit Abraham, Isaak und dann Jakob. Warum hat Gott nicht mit Abraham oder Isaak begonnen? Es gibt dafür einen wichtigen Grund. Abraham war alleine, als Gott ihn berief. Die Bibel sagt nicht, dass Gott Abraham liebte, sondern nur, dass Abraham ein Freund Gottes war (vgl. 2.Chr. 20:7; Jes. 41:8). Schließlich bekam Abraham zwei Söhne – einen von Hagar und den anderen von Sarah. Zu der Zeit, als Gott Abraham sagte, dass er einen Nachkommen bekommen würde, war Sarah unfruchtbar. Gott wartete, doch Abraham und Sarah hielten es nicht für möglich, auf einen Erben zu warten. Auf Sarahs Rat hin versuchten sie auf eigene Weise, einen Erben durch Sarahs Magd Hagar hervorzubringen. Sie war sofort fruchtbar, und Ismael wurde geboren. Wenn man in kurzer Zeit viele Menschen für Gott gewinnen will, kann man z.B. eine Musikband oder einen bekannten Prediger engagieren, ohne auch nur zu beten, zu fasten, den Herrn zu bitten und auf ihn zu warten. Aber Gott hat klar zum Ausdruck gebracht, dass er Ismael nicht akzeptiere und sagte Abraham, dass der Nachkomme durch Sarah kommen müsse. Als Sarah das Gespräch zwischen dem Herrn und Abraham belauschte, dass sie im darauffolgenden Jahr ein Kind gebären würde, lachte sie, und der Herr hörte es. Gott wartete, bis Sara in einem Alter war, in dem es für sie nicht mehr möglich war, ein Kind zu gebären. Doch lobt den Herrn, als die Zeit kam, wurde sie schwanger und gebar ein Kind – Isaak, was „Lachen“ bedeutet.
Paulus deutete Hagar, die Magd, sinnbildlich auf das Fleisch und das irdische Jerusalem, Sarah hingegen auf die Gnade und das himmlische Jerusalem (vgl. Gal. 4:22-31). Ismael war der Erstgeborene des Fleisches; er war stark und wurde Wildesel genannt, der nicht gezähmt werden kann (vgl. 1.Mo. 16:12, Elberfelder Übersetzung). Aber Gott wird das, was aus dem Fleisch geboren ist, niemals annehmen: „… Wirf die Magd und ihren Sohn hinaus, denn der Sohn der Magd soll keinesfalls erben mit dem Sohn der Freien“ (Gal. 4:30). Gott nimmt nur das an, was aus dem Geist geboren ist. Es gibt eine sehr klare Trennung zwischen diesen beiden.
Durch Isaak und Rebekka wurde die dritte Generation geboren – Zwillinge, aus derselben Quelle (im Gegensatz zu Ismael und Isaak) – der Erstgeborene war Esau und der Zweitgeborene war Jakob. Isaak, der Vater, liebte Esau, den Erstgeborenen – das war seine natürliche Wahl; und Rebekka liebte Jakob. Wen würdet ihr wählen? Es ist eine sehr schwierige Wahl. Aber es war Gott, der die Wahl traf, noch bevor sie geboren wurden, denn er kannte ihr Ende. Er sagte: „… Dennoch habe ich Jakob geliebt, Esau aber habe ich gehasst“ (Mal. 1:3a; vgl. Röm. 9:13). Das sind sehr harte Worte. Er sagte nicht: „Ich habe Esau nicht geliebt“, sondern er sagte: „Esau habe ich gehasst“.
Esau – der Gottlose, natürliche Mensch – verachtet und verkauft das Erstgeburtsrecht
Esau repräsentiert den natürlichen Menschen, das Selbst. Und doch sind Esau und Jakob Zwillinge. Die Seele wurde, nachdem sie gefallen war, zum natürlichen Menschen, zum Selbst. Der Herr will unsere Seele retten, aber das Selbst will uns dazu bringen, unser Erstgeburtsrecht zu verachten und zu verlieren. Esau verschmähte sein Erstgeburtsrecht um seinen Hunger durch einen Teller Suppe zu stillen. Er war gerade von der Jagd zurückgekommen und sah Jakob, wie er eine Suppe zubereitete. Da Jakob ein Betrüger war und nicht gerade ein feiner, ehrlicher und guter Kerl, verlangte er dafür von Esau einen Preis. Esau, der unbedingt etwas essen wollte, war bereit, dafür zu zahlen, was immer Jakob verlangte. Jakob sagte: „Verkaufe mir heute dein Erstgeburtsrecht“ (1.Mo. 25:31). Esau antworte: „… Siehe, ich muss doch sterben (obwohl er nicht wirklich am Sterben war); was soll mir das Erstgeburtsrecht?“ und verkaufte Jakob das Erstgeburtsrecht. Dies ist ein überaus kostbares Recht, denn mit ihm erhält der Erstgeborene das Erbe und die Segnungen Gottes, die Priesterschaft – er bekommt den doppelten Anteil am Erbe und das Königtum. Durch das Erstgeburtsrecht werden wir herrschen und regieren. Wenn der Herr zum zweiten Mal kommt, werden Himmel und Erde vergehen und wie ein altes Kleidungsstück zusammengerollt und verbrannt werden (vgl. Heb. 1:10-12; 2.Petr. 3:10-12). Wenn wir dann kein Erstgeburtsrecht haben, haben wir gar nichts. Esau verkaufte sein Erstgeburtsrecht; Hebräer 12:16 sagt, dass er gottlos war. Das bedeutet, er schätzte nicht, was heilig ist und was Gott und seine Anbetung betrifft, sondern war auf seine eigene Zufriedenstellung bedacht. Er verachtete sein Erstgeburtsrecht und betrachtete es als nichts. Hütet euch vor eurem Seelenleben, dem Selbst! Wenn euch euer Selbst so wichtig ist, werdet ihr euer Erstgeburtsrecht verkaufen.
Der Herr sagte, wenn ihr heute euer Seelenleben „retten“ möchtet, werdet ihr vielleicht bekommen, was ihr mögt, aber ihr müsst einen Preis dafür bezahlen (vgl. Mk. 8:35). Welchen Preis werdet ihr für etwas bezahlen, das ihr unbedingt und sofort haben möchtet? Äußerlich kostet es vielleicht ein paar Euros, aber in Wirklichkeit kostet es euch euer Erstgeburtsrecht. Nur für ein Schüsselchen Suppe hat Esau sein Erstgeburtsrecht verkauft – es war nicht einmal ein Geburtstagsessen mit Eis und Kuchen, Brathähnchen und Steak. Es war nur für einen Moment der Befriedigung. Ist es das wert? Wir sind so töricht und gewinnen Befriedigung für unserer Seele, aber nur für fünf Minuten oder eine Stunde. Wir sehen einem Spieler zu, der während eines Basketballspiels einen erstaunlichen Schuss aus der Mitte des Spielfelds in den Korb landet. Sind wir danach glücklich und zufrieden? Was haben wir dadurch gewonnen? Unser Team hat gewonnen, aber wir haben vielleicht einen Teil unseres Erstgeburtsrechtes verloren. Der Herr sagte in Mk. 8:36: „Denn was nützt es dem Menschen, die ganze Welt zu gewinnen und sein Seelenleben zu verlieren?“ Esau würde das machen. Esau, dein Zwillingsbruder, der dir so nahesteht, er ist du und ist doch nicht du, sondern das gefallene Du – das Ego, das Selbst, der natürliche Mensch. Wir müssen alle erkennen: Gott hasst Esau, weil er ein wilder Mensch ist. Deshalb sagt Paulus, dass der natürliche Mensch nichts vom Geist Gottes empfängt (vgl. 1. Kor. 2:14). Vielleicht kann er etwas vom Geist verstehen, aber er wird es nicht zu schätzen wissen. Denn wer es wirklich zu schätzen weiß, würde es haben wollen und danach trachten, es zu bekommen. Es geht also nicht um die Geschichte von Jakob und Esau, sondern um deren Bedeutung für unser geistliches Leben.